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HypnoCoaching

(erschienen in: Naturheilpraxis, 04/97, 546-548)

HypnoCoaching               (Autor: Wilhelm Gerl)

Selbsthypnose und Eigensupervision in der Naturheilpraxis
 

    In den letzten Jahren ist das Coaching zu einem feststehenden Begriff geworden.
    Er bezeichnet ein  hocheffizientes, flexibles Instrument zur Steigerung von Führungskompetenz. Verantwortungsträger in den Spitzen funktionaler Hierarchien haben den Wert des Coaching für sich und ihre Arbeit erkannt.

Wenn es darum geht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, hilft es, einen zwischenmenschlichen Rahmen zu haben, in dem die freie Reflexion der Situation, die Anregung neuer Sichtweisen, die Korrektur starrer Muster und die Entwicklung kreativer Lösungen möglich ist. Ein Coach hat also eine spezielle, anregende Beraterfunktion. Er bemüht sich um die Steigerung der Handlungseffizienz einer Führungskraft oder eines Teams, letztlich um die Optimierung der Organisation und Lebensqualität.

Eine Naturheilpraxis unterliegt den selben Anforderungen wie andere Praxen auch und ist durch vergleichbare Management-Strukturen gekennzeichnet. Der Behandler und seine Mitarbeiter sind tagtäglich einer schwerwiegenden Verantwortung und komplexen Situationen ausgesetzt. Entscheidungen müssen schnell, sicher und befriedigend getroffen werden. Nicht selten kommt es dabei zu seelischen Engpässen, dem Gefühl des Festgefahrenseins. Oder man bemerkt, wie man sich ineffizient wiederholt  und daß Ratlosigkeit sich einstellt.

Wenn man sich eingeengt erlebt, ist das nicht selten Produkt und Ausdruck der inneren Konflikte und äußeren Zwangslagen, die der Patient, in seine Somatik verkleidet, mitbringt. Da ist es kein Wunder, wenn der Behandler und das Team mitunter in Problemzonen manövriert werden, wo ihnen (durch ihr Involviertsein) der Abstand fehlt, der für eine gute Lösung erforderlich ist.

Funktionsweise des Coaching

Im Coaching erfolgt kein Durcharbeiten der ganzen Geschichte und aller Aspekte einer Situation. Es will nicht meinen Charakter ummodeln, sondern dient dazu, aktuelle Zielkonflikte, Einseitigkeiten und einengende Ideen, Mängel in der Organisation meines Verhaltens und starre Muster zu erkennen. Diese Analyse dient letztlich dazu, befriedigendere Alternativen zu finden und gangbare Wege, sowie diejenigen Ressourcen zu aktivieren, mit deren Hilfe das Ziel erreicht werden kann. Coaching intendiert nicht nur eine gesündere Befindlichkeit (“vitale Balance”) des Klientensystems, sondern, damit verbunden, auch eine verbesserte Zukunftsfähigkeit.

Coaching bedeutet für mich als Klient, die Sicht und das Wissen eines anderen Experten zu nutzen, der nicht nur Sachverstand besitzt, sondern auch die Fähigkeit, sich in meine Situation hinein zu versetzen. Er soll mich wirklich verstehen und auf Dinge hinweisen können, die mir selbst noch nicht in den Sinn kamen. Mithilfe einer kreativen Beziehung dieser Art komme ich dann schneller und auch ohne Coach auf neue Aspekte und zu befriedigenden Lösungen.

Dahinter steht die Erfahrung, daß es in einer Engpaß-Situation (analog der Stauung in einem Fluß) häufig nur einer Energiezufuhr durch eine motivierende gemeinsame Bemühung bedarf. Oft genügt ein Impuls in die richtige Richtung, um "das Schiff wieder flott zu bekommen" und neu handlungsfähig zu werden. In einem therapeutischen Rahmen würde man hier von der Weckung und Stärkung der Selbstheilungskräfte sprechen, die im Organismus bzw. im Klientensystem vorhanden sind. Das Leben mit seinen Herausforderungen erzwingt das notwendige Lernen und hält selbst die erforderlichen Ressourcen bereit. Letztere werden im Prozeß des Coaching leichter gefunden und systematischer genutzt.

HypnoCoaching

Beim HypnoCoaching kommen nun die Wissensbestände und Potentiale einer weiteren Dimension hinzu: Wir nutzen den riesigen Fundus unter- und unbewußten Wissens, das der Organismus in sich trägt. Dieses Wissen ist gekennzeichnet durch wesentlich umfangreichere Verknüpfungsmöglichkeiten, sowie durch eine erweiterte und teilweise anders geartete Informationsverarbeitung . Es steht uns zur Verfügung und kann weiterentwickelt werden. Mit Unterstützung eines HypnoCoaches wird der Kontakt mit diesem vorbewußten und unbewußten Wissen gebahnt und aufgabenorientiert gestaltet.

Mittels dieses Kontaktes werden eigene Möglichkeiten zugänglich. Einige wurden von der Personvielleicht schon früher und andernorts ausprobiert, aber nicht mit der jetzigen Situation assoziiert. Hier hilft nun der Prozeß der Reassoziation. In unterbewußten Lernprozessen können aber auch völlig neue Lösungen generiert werden (NeoAssoziation).

Es kommt dadurch zu Entwicklungen, deren Ergebnisse uns positiv überraschen. Wenn hypnotisch gearbeitet wird, werden uns manche Dinge erst dann bewußt, wenn die neuen Möglichkeiten bereits wirken. Das übliche Denken konnte also nicht interferieren und das neue Handeln behindern. Wenn sich die neue Möglichkeit aber einmal zeigen und bewähren konnte, wird sie vom bewußten Denken leichter akzeptiert, integriert und für das weitere Verhalten genutzt.

Der HypnoCoach erarbeitet mit seinem Klienten eine realistische Zielvorstellung, die für diesen wirklich paßt. Um sicherzustellen, daß das angestrebte Ergebnis tatsächlich den Bedürfnissen und den Möglichkeiten entspricht, wird eine nicht-willkürliche Zustimmung (z.B. ein autonomes Körpersignal) abgerufen. Diese Reaktion wird von der Person nicht bewußt initiiert sondern unbewußt gesteuert. Sie validiert das Ergebnis als persönlich angemessen und erreichbar.

Schon während dieses inneren Suchprozesses werden wichtige Ressourcen erinnert, erlebnismäßig und physiologisch aktiviert und für die weitere Arbeit bereitgestellt. Die Suche und die Entwicklung dieser Ressourcen gelingt am besten, wenn sich die Person flexibel zwischen verschiedenen Zuständen biologischer und mentaler Aktivation (mit jeweils passender Gehirnaktivität und Aufmerksamkeitshaltung) zu bewegen lernt. Dies ist ein Prozeß, der tief in das Wissen des Organismus vor dessen Trennung in Körper, Seele und Intellekt hinabreicht. Er erfolgt mühelos und effizienter, wenn die Möglichkeiten der Hypnose genutzt werden.

HypnoCoaching ist insbesondere dann angezeigt, wenn in einer problematischen Angelegenheit bereits alles Erdenkliche gedacht worden ist und zu keiner wirklichen Lösung geführt hat. Es kann dann angenommen werden, daß die erforderlichen Informationen nicht auf den üblichen Denkebenen zu finden sind, sondern daß tieferes Wissen einbezogen werden muß. Möglicherweise ist von der Warte eines erweiterten Bewußtseins aus zu erkunden, was tatsächlich vorliegt und welches Wissen weiterhilft. Die innere Aufmerksamkeit und Denktätigkeit wird dann - weg von dem Gefühl des Gefangenseins in einer schwierigen Situation - hin zu den Quellen intuitiven Wissens und neuer Kraft gelenkt.

Dieses Wissen ist dem bewußten Denken nicht direkt zugänglich, eröffnet sich aber in kreativen Zuständen und kann in der Hypnose gezielt angesprochen werden. Dafür lernt die Person unter Anleitung ihres HypnoCoaches zuerst den angenehmen Zustand einer naturalistischen, individuell abgestimmten Trance kennen. Im Selbsthypnose-Training beginnt sie diesen Prozeß und Zustand dann selber zu induzieren und die Trance für die Beantwortung wichtiger Fragen zu nutzen. Geeignete Techniken werden vom HypnoCoach in der gemeinsamen Arbeit vermittelt.

Die beim HypnoCoaching geübte Art der Selbsthypnose stellt sicher, daß die Person ihre intuitiven Möglichkeiten problembezogen einsetzt - also nicht lediglich Entspannung, ein inhaltsleeres Hypnoid oder belanglose Phantasien genießt, wie das bei weniger entwickelten Selbsthypnosetechniken manchmal der Fall ist. Beim HypnoCoaching wird gelernt, das “Fenster zum Problem” offen zu halten und die Vorteile des Coaching und der Selbsthypnose zielorientiert zu nutzen.